Nachdem wir die Tierwohlvorschriften für die Heumilchproduktion seit 1. Jänner 2018 durch die eingeengte Lage im Dorf nicht mehr erfüllen können, haben wir uns entschieden, die Heumilch-Erzeugung einzustellen. Eine nicht so leichte Entscheidung, nachdem seit über hundert Jahren auf unserem Hof Heumilch erzeugt wird. Und wieder hat man es geschafft, ein ganzes Dorf Milchbauern frei zu machen, eine wirklich tolle Leistung. Mit den Eigenmarken wie Billa Heumilch und dergleichen hat man unsere Seele gleich mit verkauft und uns zu Sklaven der Handelsketten gemacht, wie das Beispiel der „Zurück zum Ursprung“-Lieferanten in Osttirol zeigte. Da ändert auch das zahnlose Fairness-Abkommen nichts daran – nur ein PR-Gag.
Für eine kurzfristige Umsatzsteigerung hat man alles aus der Hand gegeben, über die Folgen hat damals niemand nachgedacht. Jetzt kommen wir mit lauter Umbauen und Investieren nicht mehr nach, wo schon vorher ein kostendeckendes Produzieren fast nicht mehr möglich war. Und das alles zum Nulltarif, Vorschrift um Vorschrift und Auflage um Auflage im Jahrestakt. Die Handelsketten, die in sinnlosen Aktionen hochwertige Lebensmittel unter den Entstehungskosten verschleudern, fordern plötzlich Tierwohlvorschriften, wie pervers ist das.
Für mich hat sich das Ende schon abgezeichnet, wie man uns bei der Freien Milch Austria vernichtet hat, es wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen, nicht weil wir ein Konkurrent waren, nein, weil wir zu viel Insider-Wissen hatten.
Warum fällt es so schwer anzuerkennen, dass sich auch die anderen ernsthaft bemühen, beste Arbeit zu machen. Der unerbittliche Kampf um Pachtgrund und das Schlechtreden unserer Kollegen, die andere Produkte erzeugen, nur um besser sein zu wollen, ist für mich unerträglich geworden. Jeden Tag zu melken, mit dem Wissen, dass ein Drittel der Milch in veredelter Form wieder weggeschmissen wird, da läuft es mir kalt über den Rücken. Da stellt sich mir die Frage, will ich da wirklich noch dabei sein?
Der Stall wird immer leerer, die Kühe spüren „da stimmt was nicht“, Frust macht sich breit, großzügige Standplätze mit viel Licht und frischer Luft werden verlassen. Verschwendung von Volksvermögen, nur um ein paar Konzernen die Profitgier zu ermöglichen. Den Kühen, die zum Schlachter müssen, kann ich nur ein besseres nächstes Leben wünschen, das sie nicht mehr zu einem Tierquäler kommen. Und jetzt bin ich froh, die moderne Sklavenhaltung verlassen zu können, es hat sich bei mir sehr viel Frust angesammelt.
Grüße
Herbert Birgmann
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